Erneut erfreut Boris Eifman und sein Ensemble das Publikum der Ruhrfestspiele mit seiner einzigartigen Choreographie. Ende der siebziger Jahre revolutionierte er durch seine Experimente die Ballettwelt: Avantgardistischer Tanz verschmolz bei ihm mit Theaterelementen, fundamentale klassische Choreographie mit Klängen der modernen Rockmusik, er experimentierte unermüdlich mit dem Körper, radikalisierte den Ausdruck, spielte mit Symbolen und kannte schlicht und einfach keinen Stopp. Zum dritten Mal in Folge nimmt Boris Eifman an den Ruhrfestspielen teil. Diesmal bringt er das Ballett BEYOND SIN (nach Fjodor Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasov“) nach Deutschland. Vollkommen überarbeitet und neu interpretiert verbindet dieses Tanzspiel das 19. Jahrhundert mit dem 21. Dostojewskis These: „Wenn es keinen Gott gibt, darf man alles“ weitet der moderne Mensch aus: Auch wenn es Gott gibt, darf man alles. Wo entsteht die Sünde? Wer entscheidet den inneren Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen? Solch philosophische Fragen werden vor dem verblüfften Publikum gestellt und gelöst. Die Grenze zwischen Sünde und Frömmigkeit ist kaum zu merken. Die Karamasovs haben sie alle überschritten. Jedoch ist BEYOND SIN auf keinen Fall ein religiöses Manifest. Es ist eher ein Appell an den Menschen, sich zu besinnen und aufrichtiger zu werden.

Die für Eifman typische musikalische Kollage begleitet nicht nur das Geschehen auf der Bühne, sondern vertieft es und lässt es noch eindringlicher, noch emotionaler wirken. Für seine Choreographie holt er die besten Ballettsolisten. Was jedoch beeindruckt, ist das Ensemble als Ganzes. Boris Eifmans Werke gehören zu den besten auf der zeitgenössischen Tanzbühne weltweit.