Harold Pinter zu inszenieren ist eine Herausforderung: Der einzige Nobelpreisträger unter Dramatikern, ein Philosoph unter Schriftstellern ist so vielschichtig, dass nicht jeder Regisseur diese Aufgabe meistert. Vladimir Mirzoev von dem Moskauer Vakhtangov Staatstheater ist es gelungen. „The performance ‚Betrayal‘ waited as a theatrical, secular, public event. Russians managed to understand Pinter as nobody else could.”  The Washington Post

Vladimir Mirzoev, einer der erfolgreichsten Moskauer Regisseure und Mitglied des russischen Oppositionsrates, offenbart die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Eine scheinbar banale Dreiecksbeziehung entpuppt sich als groteskes, brutales, zwischen Bisexualität und Apathie lavierendes Drama, das mit einem Wort zusammen gefasst werden kann: Verrat. Jeder verrät jeden: Jerry hat eine Affäre mit der Frau seines besten Freundes Robert. Dieser weiß Bescheid um den Betrug und betrügt selbst. Verzweifelt suchen die drei nach einem Halt. Ohne Erfolg. Aus dem auf der Bühne metaphorisch aufgestellten Wald der Heuchelei, Verlogenheit, Kälte und Feigheit gibt es keinen Ausweg. Seit Jahren läuft „Verrat“ in einem immer prüderen Russland vor ausverkauften Sälen.

ie von Pinter gegen den Uhrzeigersinn erzählte Chronik zeigt den Leidensweg der Protagonisten von dem erlösenden Moment der Katharsis über das Auf und Ab einer Beziehung zurück zu der ersten Begeisterung der Verliebtheit. Das Ganze zeigt Mirzoev gradlinig und nur durch das schauspielerische Können seiner Darsteller: Maxim Sukhanov (Robert), Andrei Merzlikin (Jerry) und Anna Churina (Emma). Jeder Charakter vervollständigt den Rohbau Pinters Dialoge: Emma durch ihre kalte Sehnsucht, Jerry durch seine Lust und seinen Neid, Robert durch seine Teilnahmslosigkeit und seine schwere Last. Vor dem entsetzen Zuschauer öffnet sich eine selbstgemachte alltägliche Hölle.

Kritik

„The performance ‚Betrayal‘ waited as a theatrical, secular, public event. Russians managed to understand Pinter as nobody else could“. The Washington Post

„Any work of art does attempt to understand the imperfection of the world around. But only original art looks for a reason in itself, in the person. In it merit of Vladimir Mirzoev“. Daily Telegraph

„Mirzoev ist überraschend organisch und konstant in seinen Offenbarungen der Freudschen Auffassung. Er versichert uns, dass jeder Mensch ein Tier ist und von seiner animalischen Natur lebenslang beherrscht wird. Es bedarf nur einiger sehr akuter Situationen um das Tier zu entfesseln. Es zwingt uns zu lügen, für einen vernunftbegabten Menschen unbegreiflich, lässt es uns ungewöhnliche Taten begehen um letztendlich unser Innerstes nach außen zu kehren. Dies erfahren die Figuren in „Verrat“ und schon zum Ende des ersten Aktes sind sie gravierend verändert – bereit sich zu quälen und einander zu foltern, die Festigkeit der Nerven zu prüfen, ja sie buchstäblich um die geballte Faust zu wickeln.“ Kino-teatr.ru

„Das Theaterstück „Verrat“ ist ein ungewöhnlicher Test der Wahrnehmung von Kultur im Allgemeinen und der gegenwärtigen Kultur im Einzelnen. Für diejenigen, die in der Lage sind, die Bemühungen zu verstehen, zu erfühlen und wahrzunehmen wird es zu einem unvergesslichen Erlebnis. Es bietet die Gelegenheit, sich in sich selbst zu vertiefen und darüber zu sinnen, ob nicht genau dies der Zweck jener magischen Kraft ist, die wir Kunst nennen“. Teatr.ru